Er ist ein Model und er sieht gut aus ...

Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso. 


Prolog:

Berti mag Hosenträger. Und wählt deshalb Flanell.

Gestern ereilte den Heavy Metal Oldie Berti ein wiederkehrend grausames Schicksal: Er musste mit mir Song Contest schauen. Ich LIEBE einfach das Panoptikum an schlechter Musik von verhaltensauffälligen SängerInnen in origineller Kleidung. Heuer lerne ich: Lache niemals wieder über den fliederfarbigen Thomas Forstner! Denn 2021 trägt Mann tatsächlich pinkfarbige Spencer-Jackets an Bundfaltenhose, Glitzerhemden mit Puffärmeln und Gehrock. Während meinem Mann die Gesichtsmuskulatur entgleitet, weise ich ihn dezent darauf hin, dass sein eigener Kleidungsstil zwischen aberwitzig und absurd zu changieren vermag …

Er ist ein Model und er sieht gut aus …

Lesezeit: 2 Min

Mit den Männern ist es ja oftmals so: in ihren Zwanzigern muskelgestählt oder einfach nur schlank, mit wallendem Haupthaar und einem ausgeprägten Jagdinstinkt, gerne auch mit verhaltensauffälliger Kleidung, transformieren sie nach eingefangener Beute, der einfachen (im manchmal leider doppelten Wortsinn) oder mehrmaligen Weitergabe ihrer Gene und weiteren zwanzig Jahren schleichend zu wohlgenährten, glatzköpfigen Beerenpflückern. In meist wohlangepasster Einheitskleidung. Bei Frauen ist das übrigens genauso. Also, alles, bis auf den Verlust der natürlichen Kopfbedeckung.

Mein Mann hingegen, darf ich stolz und anerkennend berichten, hat als Berufsjugendlicher einen Auftrag. Nicht nur den, im Schwimmbad den zwölfjährigen Nachwuchsmachos einen astreinen Rückwärtssalto vorzulegen (und seinen Sohn in die Szene einzuführen), sondern auch den, seinen Körper fit und seine Kleidung - sagen wir - außergewöhnlich zu halten. Das heißt, eigentlich ist es nicht die Kleidung, sondern ihre Kombination bzw. die Anlässe, zu denen er bestimmte Kleidungsstücke anlegt oder eben nicht anlegt.

Das war schon immer so. Als ich seiner vor mittlerweile 25 Jahren habhaft wurde (hier gehen die Geschichten des Kennenlernens diametral auseinander), trug er bei minus 10 Grad einen schicken grünen Pulli mit relativ großem V-Ausschnitt auf nackter Haut, darüber einen Mantel seines Großvaters, der im Gegensatz zu ihm ein stattlicher Herr gewesen sein muss. Der Mantel durfte aus stylischen Gründen nicht geschlossen, das nackte Dekolleté aus ebendiesen Gründen nicht mithilfe eines Schals bedeckt werden. Er sei ja kein Mädchen. Das gilt übrigens auch für Regenbekleidung im Sommer und Daunenjacken im Winter. Die hat und braucht er nicht, weil - eben.

Im Laufe der Jahre erfreute er mich immer wieder mit teilweise obskuren Ideen. So fand ich ihn eines Nachmittags Rasen mähend in der Smoking-Hose oder am Grill im weißen Business-Hemd. Die Ausrede, sein Tag wäre so streng getaktet, er hätte schlicht keine Zeit gefunden, sich umzuziehen, zieht bei mir nicht. Ich bin die, die die Wäsche wäscht. Ich bin die, die Spaghetti-Sauce aus weißer Baumwolle entfärbt. Und die, die Fettspritzer aus dem soeben gekauften Kaschmir-Pulli wegzaubert. Ich bin überzeugt, der Wahnsinn hat Methode, ich kenne ihn ja schon lang genug. 

Erst neulich gab er mir wieder Anlass zum Staunen: bei hochsommerlichen Temperaturen um die 35 Grad, denen man nur leicht bekleidet im oder am Pool begegnen kann, wählte mein Mann zur Nachmittagsjause ein zugegebenermaßen fesches Holzhackerhemd in - Flanell. Dazu trug er eine farblich exakt abgestimmte Leinenhose. 

Im ersten Moment registrierte ich gar nicht, was ich sah. Doch als ich ihn genauer unter die Lupe nahm und ihn bat, mir ernsthaft darzulegen, was ihn zu diesem Outfit bewogen habe, antwortete er allen Ernstes, er hätte sich diese Kombination sehr gut überlegt. Vielmehr sei es eine Gedankenkette, die ihn in dieses Stoffensemble geführt habe. Und die geht so: „Ich habe mir gedacht, dass Hosenträger sehr fesch wären und dass ich die gern im Job wieder tragen würde.“ Und weiter? „Der Gedanke führte mich zu diesem Flanellhemd. Und dann ist der Gedanke abgerissen.“ Kein Wunder, bei 35 Grad kann einem eine inadäquate Körperbedeckung schon die Sinne vernebeln. 

Aber, bei allem Respekt vor den modischen Torheiten meines lieben Mannes und seiner disziplinierten Jugendhaftigkeit sei Ihnen eins verraten: Mittlerweile wechselt auch er die nasse Badehose! Man könnte auch sagen: Ein bisschen Mädchen versteckt sich in jedem …



Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Schreibt mir, gerne veröffentliche ich Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!

karin.holzer@sternschanze.at

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