Ich töte sie - ALLE!
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Lotti vollstreckt, Berti entdeckt: seinen Jagdinstinkt. In der Kirschlorbeerhecke.
Das Frühjahr ist die Jahreszeit, in der alles zum Leben erwacht: Erwünschtes wie Unerwünschtes. Es sprießen somit Blumen, Kräuter und Hecken. Genauso wie Zecken. Und Schnecken. Während sich Lotti feige auf wissenschaftliche Versuche ausredet, indem sie ihre Opfer in die Stratosphäre schickt oder sie der Thermodynamik aussetzt, schärft Bertie seine Urinstinkte. In der Kirschlorbeerhecke.
Ich töte sie - ALLE!
Lesezeit: 2 Min
Seit einigen Jahren leben wir glücklich in unserer Gartenwohnung. Wir genießen die wenigen, lauschig warmen Abende im Wienerwald und laden gern uns Gäste ein. Das ist auch die Tageszeit, zu der regelmäßig Horden UNgebetener Gäste einfallen. Denn sie kommen, um zu bleiben.
Nachdem ich in der Vergangenheit der Schneckenplage mit recht unorthodoxen Mitteln Herrin werden wollte - ich bugsierte “Gastropoda” vorsichtig, um sie nicht zu verletzen, auf ein Plastikschauferl und schleuderte sie über die Hecke - musste ich erkennen, dass nun ein strategischeres Vorgehen gefordert war, wollte ich nicht gutnachbarschaftliche Verhältnisse gefährden und die Kräuter und Blumen dem gemeinen Bauchfüßer überlassen. Ja, liebe GartenfreundInnen, ich habe Hochbeete und ja, sie sind mit Rindenmulch ausgelegt. Ich setze - bienentaugliches - Schneckenkorn ein, doch der Nacktschnecke ist das Wurscht, sie frisst mein Basilikum, meine Sonnenblumen, meine Gurken, einfach alles.
Ich mache ungern kurzen Prozess, ich gehe die Sache eher philosophisch an und mache mir Gedanken: Warum denkt man angesichts einer Nacktschnecke sofort an „töten“, während eine Schnecke, die ein Haus mit sich herum trägt, den Handlungsimpuls „retten“ auslöst? Das ist wie beim Marienkäfer: ihn rettet man aus dem Pool, während die Wespe gnadenlos ersäuft.
Meine Erklärung: Image ist alles, da hat die Marienkäferlobby ganze Arbeit geleistet. Zecken, Wespen und Nacktschnecken setzen leider auf die falsche Agentur, die die Nützlichkeit der Plagegeister bis dato noch nicht kommunikativ herausarbeiten konnte.
Ich begebe mich also ins Internet und befrage Doktor Google. Unter „Nacktschnecken töten“ finde ich auch prompt zahlreiche Liquidierungsvarianten, die die Delinquenten mehr oder weniger lang leiden lassen. Im Hinblick auf mein Karma (wer will schon als Nacktschnecke, Zeck oder Wespe wiedergeboren werden?) suche ich nach der einen schmerzfreien Methode, die ich mit meinem Gewissen vereinen kann. Zerschneiden und Aufspießen sind mir zu brutal, Laufenten machen zu viel Dreck. Ich entscheide mich für Kochen, das ist für Karma und Kinderaugen auch nicht schön, aber erträglich. Und es geht schnell.
Mein Sohn und ich begeben uns also auf die Jagd. Vielmehr jage ich, während er mir Anweisungen gibt. Mein lieber Mann hört derweil dem Trophäengebrüll „Ich hab eine!“ und „Boa, schau dir den Wascher an“ eher gelangweilt zu. Binnen weniger Minuten ist mein Sandküberl voll. Während ich kochendes Wasser hinein leere, bitte ich inständig um Verzeihung, nicht auszudenken, wenn der Himmel kein Verständnis hätte ...
Die Schnecken sind tot. Allerdings haben wir jetzt Nacktschneckensuppe. Auch kein schöner Anblick. Das ist wahrscheinlich die posthume Rache an feigen Vollstreckern. Ich beschließe in Ermangelung einer guten Entsorgungs-Idee erst mal kochen zu gehen.
Kurze Zeit später sehe ich eine Gestalt durch die Dämmerung huschen. Es ist mein Mann. Er ist auf der Jagd. Ich sehe den prähistorischen Jagdinstinkt in seinen Augen aufblitzen, um seine Mundwinkel spielen Anspannung, Vorfreude und Nervosität vor der Begegnung mit der Beute. Ich bin überrascht. Er ruft mir zu: „Ich töte sie! ALLE!“, bevor er in den Untiefen unserer Kirschlorbeerhecke verschwindet. Wo übrigens schon der nächste Feind sitzt: Der Dickmaulrüssler. Der ist dann morgen dran.
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Erzählt mir Eure Geschichte, gerne schreibe ich sie auf und veröffentliche Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at