Ich bin eine Stripperin
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Beim Wort Strippen hat man eine Pole-Stange im Kopf. Lotti hat ein Gummiseil. Um den Bauch.
Ja, wer weiß schon, was sich hinter zugezogenen Gardinen oder - in unserem Fall - einer Kirschlorbeermauer abspielt. Ich verrate es Ihnen: Lotti frönt seit Jahren einer ungewöhnlichen Leidenschaft. In leicht bekleidetem Zustand. Aufgrund der architektonischen Ausgestaltung der Wohnhausanlage tut sie das nur teilweise unbeobachtet und ist sich sicher: So manche(r) hat beim Zuschauen echt viel Spass!
Ich bin eine Stripperin
Lesezeit: 2 Min
Viele Leidenschaften leben im Verborgenen und werden nur in Reality-Formaten à la „Liebesg’schichten & Heiratssachen“ oder „So liebt Österreich“ einem größeren Publikum offenbar. Der Sex und die Quote liegen ja an der bewussten Sollbruchstelle zwischen dem nach außen hin völlig angepassten, unauffälligen Finanzbeamten und der geheimen Vorliebe für Lack & Leder, der selbst mit unglaublicher Liebe zum Detail produzierten Popel-Sammlung oder dem völlig staubfreien Kuscheltier-Zimmer. Ich gebe zu, mir in entspannten Momenten vorzustellen, was meine Nachbarn hinter herabgelassenen Jalousien so alles treiben und schmunzle im Angesicht der Korrektheit des äußeren Erscheinungsbildes. Selbstverständlich habe ich selbst keine Leiche im Keller, sie wäre auch schlecht zu verbergen in unserer von allen Seiten einsichtigen Gartenwohnung. Obwohl - jetzt, da die Kirschlorbeerhecke Mannshöhe erreicht hat, lasse auch ich mich hinreißen.
Im verregneten Sommer 2014 zeigte mir mein Mann einen interessanten Artikel im „Wiener“, der eine Rezension über ein neues - sagen wir - Freizeitgerät enthielt. Ich war sofort Feuer und Flamme. Da der Gegenwert von 30,- EUR überschaubar war, bestellte ich es, um es sodann der Saunahütte zur Verwahrung bis zum nächsten Sommer zu überantworten. 2015: In frühsommerlicher Vorfreude erzähle ich unvorsichtigerweise einer alten Freundin von meiner neuen Anschaffung, woraufhin diese in schallendes Gelächter ausbricht und mich nötigt, ein Video “in action” zu drehen, auf dass sie es verbreiten könne.
Seither strippe ich. Vor aller Augen. Im Garten, das heißt, eigentlich im Pool. Ich strippe von vorne. Von hinten. Angeblich geht es auch seitwärts, das habe ich allerdings noch nicht probiert. Ich bin begeisterte Schwimmstripperin und ein seliges Lächeln huscht über mein Antlitz, wenn ich es tue. Dabei stelle ich mir vor, wie meine Nachbarn mich von oben beobachten, und manchmal verschlucke ich mich dann vor Lachen. Der Hersteller hat nicht zu viel versprochen bei dieser Gegenstromanlage für Arme: Ein überdimensionaler Saugnapf, ein Bauchgurt und ein Gummiseil machen jeden Tümpel zum unendlich weiten Meer. Ich muss endlich nicht mehr in meinem Mini-Pool wie ein verhaltensauffälliger Goldfisch im Kreise schwimmen, ich kraule vorwärts, solange es meine Kräfte gegen den Widerstand des Gummiseils zulassen. Das ist zugegebenermaßen nicht lange, aber ich spüre schon förmlich, wie ich vom Wal zum schnittigen Delfin transformiere.
Apropos Wal: Hier meine kleine, aber nicht unwesentliche Kritik am Produkt: Der Saugnapf hält einem 19 Kilogramm schweren Kind stand, nicht aber dem Leib seiner Mutter. Nach den unwürdigen Probedurchläufen, bei denen mir alle drei Tempi lang das Gummiseil um die Ohren geschnalzt war, habe ich es jetzt einfach an der Poolleiter angebunden. Hält bombenfest. Um dem Schwimmvergnügen noch mehr Realitätsnähe zu verleihen, erwäge ich, eine kleine Plakatwand (untergehende Sonne spiegelt sich im unendlichen Meer) am Poolrand zu errichten. Mein umsichtiger Mann warnt mich übrigens jedes Mal, wenn ich ins Nass gleite, nicht zu weit hinaus zu schwimmen, nicht auszudenken, würden mich draussen am Horizont meine Kräfte verlassen …
Ob mit oder ohne Schwimmstrippe, glauben Sie mir jedenfalls: Dieser Sommer wird heiß!
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Erzählt mir Eure Geschichte, gerne schreibe ich sie auf und veröffentliche Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at