Schulstart-Jetlag

Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso. 

Schulstart-Jetlag

Schulstart-Jetlag

Prolog:

Der Jetlag macht Lotti fertig. Vor allem, wenn sie nach Schule fliegt.

6 Schuljahre von Leo, addiert mit ihrer eigenen Schullaufbahn, machen bis zum heutigen Tag insgesamt 18 Schuljahre im ganzen Lotti-Leben. Die restlichen 6 potenzieren sich (hoffentlich) dazu, was für die Mathemagierin im Ergebnis nicht 24 Jahre, sondern ein halbes Leben Schlafentzug bedeutet. Der - offensichtliche - Zusammenhang zwischen ihrer körperlichen Schwäche und der jährlich wiederkehrenden Zeitverschiebung im September erschloss sich ihr allerdings erst im Jahr 14 der familiären Schulzeitrechnung, da war Leo grade mal 7.

Schulstart-Jetlag

Lesezeit: 2 Min

Es ist Anfang September und Hurra!, die Schule geht wieder los! Nach sechs Wochen Lotterleben mit lange Schlafen, Frühstücken und Mittagessen im Pyjama, Abhängen am und im Pool, unterbrochen nur vom allmorgendlichen Streit um die Übungsbeispiele: „Du willst doch mal einen gescheiten Job haben“ oder - für 7-jährige möglicherweise etwas besser vorstellbar: „Du willst doch mal ins Gymnasium gehen“ und anderen mütterlichen Weisheiten, die neben dem noch nicht absehbaren Potenzial des Sprosses auch dem leisen Zweifel am von uns gewählten alternativen Schulsystem geschuldet sind, kehren wir aus unserem „Wienerwald-Horst“ wieder zurück in die Niederungen des Dorfes und somit des Alltags. Statt gar nicht scheppert das iPhone (fast hätte ich Wecker geschrieben) um exakt 6.25 Uhr, eine von mir ausgedachte gefinkelte Art, mich selbst zu überlisten, weil ich so mit außerordentlicher Freude noch 10 Minuten Schlummerfunktion drauflegen kann. 

6.35 Uhr bedeutet in meiner Welt tatsächlich 2 1/2 Stunden früher aufstehen. Ich tue mir leid. Vor allem, seitdem das Öffnen der Jalousien keinen Helligkeitsunterschied zu draußen bedeutet. Ich hatte mir überdies nach der Matura heilig geschworen, nie, nie wieder um halb sieben aufzustehen. Das ist mir auch bis zur Einschulung meines Kindes - und das sind ja jetzt doch auch schon  … viele … Jahre - tatsächlich gelungen. Stets fand ich Arbeitgeber, die auch gern bei Tageslicht das Haus verließen. 

Nun will ich mich wirklich nicht in den Vordergrund spielen, das Aufstehen quasi mitten in der Nacht gilt ja für mein armes Kind genauso, aber das schicke ich - Ferien oder nicht - rechtzeitig ins Bett, während ich mit dem geliebten Gatten die letzte schöne Nacht auf der Terrasse feiern muss. Ein heiliges Ritual, weil es bei uns im Wienerwald außerordentlich selten vorkommt, dass man leicht bekleidet nach Einbruch der Dunkelheit draußen nicht erfriert. Oder Schimmel ansetzt, weil so feucht. Der Sommer 2016 lief, anfangs etwas durchwachsen, just Ende August zur Hochform auf und so mussten wir jeden Abend in diesem August feiern, in Anbetracht des heraufdräuenden Septembers, der Schule und des womöglich übermorgen über uns hereinbrechenden Schneefalls. 

Dementsprechend bedient trottete ich am ersten Schultag neben meinem Kind zur Schule, auch am nächsten und übernächsten Tag war es nicht besser. Am vierten Schultag musste ich mich mittags hinlegen, die Augen waren mir in der Schnellbahn zugefallen. Zunächst dachte ich an eine abrupte Wetteränderung, die mich Wetterfühlige so gemein aus der Bahn zu werfen pflegt, doch nach dem Power Nap wurde mir klar: Ich laboriere an einem banalen Schulstart-Jetlag. Jeder, der schon mal in Äthiopien, Bahrain, auf den Azoren oder einfach in der Türkei (jeweils 2 Stunden plus oder minus) war, kennt das. Es dauert dann je nach Konstitution bis zu einer Woche, bis man die Zeitverschiebung verkraftet hat, nur um dann, ein bis zwei Wochen später zurück in der Heimat, das gleiche nochmal durchzumachen.  

Als schulpflichtige Mutter geht es mir da - rede ich mir jetzt schön - viel besser. Weil: Einmal auf mitteleuropäische Schulzeit eingestellt, dauert es exakt 10 Monate, bis ich mich wieder auf den mir gottgegebenen Rhythmus umstellen werde, der, der Jahreszeit angepasst, Essen um 20 Uhr, Schlafen um Mitternacht und Aufstehen so je nachdem bedeutet. Die Schule gibt mir also netterweise ausreichend Zeit, die Folgen des Jetlags gut zu verarbeiten. Stressfrei nach Schule zu fliegen ist doch tatsächlich für Gesundheit und Psyche allemal besser als Urlaub. Nicht wahr?


Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Erzählt mir Eure Geschichte, gerne schreibe ich sie auf und veröffentliche Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!

karin.holzer@sternschanze.at

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