Männererziehung auf kroatisch
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Generaldirektor Berti wischt Lottis Urlaubsplan vom Tisch. Sie putzt ihn dafür auf ihre Art zusammen.
Berti glänzt berufsbedingt häufig durch Abwesenheit, was Lotti zur Alleinherrscherin des Hauses, des Gartens und der familiären Administration im Allgemeinen macht. Sie ist also quasi Chief Executive Officer (CEO) und Chief Operations Officer (COO) in Personalunion, fühlt sich allerdings im wirklichen Leben oft wie ein Domestic Engineer (Hausfrau), ein Head of Verbal Communications (Sekretärin) oder ein Environment Improvement Technician (Putzfrau). Ist der Gatte mal zu Hause, überlässt sie IHM großzügig die Leitungsfunktion, nicht jedoch ohne sein hierarchisch bedingtes, kopfloses und völlig inadequates Fehlverhalten konsequent und kühl berechnend zu ahnden. Zu seinem Wohle, selbstverständlich.
Männererziehung auf kroatisch
Urlaub ist bei uns so eine Sache: Da wir den erheblichen Recherchier-Aufwand, um das schönste Quartier, die menschenleerste Bucht, den schönsten Ausblick vom Balkon und die stressfreieste Anreise immer schon scheuten, warteten wir in der Vergangenheit stets so lange, bis das schönste Quartier, die menschenleerste Bucht und der schönste Ausblick vom Balkon schließlich ausgebucht waren und wir uns mit einem - zugegeben stets passablen - Kompromiss, dafür um den doppelten Preis, zufrieden geben mussten.
Heute sind wir klüger, das heißt konkret ICH bin ungeduldiger und möchte meine Urlaubsschäfchen beizeiten ins Trockene bringen. So frage ich Anfang des Jahres nach der groben Destination, nach der ich Ausschau halten soll und lehne den jährlich wiederkehrenden Wunsch meiner beiden Gamsböcke nach einer Zugreise in die Schweiz kategorisch ab. Sicher NICHT Gebirge auch noch im Sommer! Ich bin ein Fisch, Sapperlott!
Die Wahl fiel also auf Kroatien, da unser Sohn mittlerweile des Schnorchelns mächtig ist und im Sand ohnehin nur mehr mein Mann spielt. Ich begab mich also auf Streifzug in die Untiefen des Internet, kontaktierte Hotels und Pensionen, holte Angebote ein und fand schließlich ein preislich wie auch architektonisch ansprechendes Quartier.
Es handelte sich um ein großes Hotel aus der k&k Zeit, direkt am Wasser, mit umfassendem Sportangebot und einer Strandbar. Perfekt also, um dem Bewegungsdrang des großen wie des kleinen Stanislaus und meiner cocktailunterstützten Stressbewältigung gerecht zu werden. Mit einem fertigen Angebot in der Tasche unterbreitete ich dem Göttergatten meinen Vorschlag, der ihn nach einem kurzen Blick auf das Foto mit den Worten: „Gefällt mir nicht. Ist mir zu groß“, vom Tisch wischte.
Wer schon einmal seinem Generaldirektor einen akribisch vorbereiteten Projektvorschlag präsentiert und binnen Sekunden ein „Nein" bekommen hat, weiß, wie ich mich jetzt fühlte. Alles umsonst. Und die anderen Urlaubsgeier warteten schon.
Ich beschloß erst mal zu schmollen und das kann bei mir schon auch mal etwas länger dauern. Als gelernte Last-Minute Urlauberin wusste ich, irgendwas würde schon kommen. Und es kam.
Zwei Monate später. Samstag. Mein lieber Ehemann krallt sich die Kurier „Freizeit“. Nach einem kurzen Blick in die Zeitschrift eilt er freudestrahlend auf mich zu und ruft: „Du Lotti, schau, das is suppa, da fahr ma hin. Ruf doch dort amal an.“
Ein Blick auf das Bild genügte. Mein Zorn traf ihn volle Breitseite. Aber nur innerlich, verstehen Sie. Denn statt wie gewohnt los zu brüllen und ihn nach seinem aktuellen Geisteszustand zu befragen, bat ich ihn, das Bild noch einmal in Ruhe anzusehen und in seiner Erinnerung zu kramen, ob es wohl eine Assoziation in ihm auszulösen vermochte. „Nein, wieso?“, fragte er, während er mich mit verständnislos treuherzigen Blauaugen anblickte und in seinen Apfel biss.
„Das“, zischte ich „ist E-X-A-K-T das Hotel, das ich Dir vor zwei Monaten vorgeschlagen habe.“
-„Ah. Ja. Und? Warum hast Du es nicht gebucht?“
-„Es war Dir zu GROSS!“
-„Ahso. Nein. JETZT finde ich es schön. Magst dort amal anrufen?“
Ich rief natürlich NICHT an. Denn ich hatte einen Plan. Der war vordergründig als Erziehungsmaßnahme gedacht, in Echt wusste ich aber (weil ich ja schon lang genug an der Seite dieses Mannes lebe), dass es das Richtige sein würde.
So präsentierte ich kurz danach meine neue Entscheidung. Ich sage bewußt ENTSCHEIDUNG, nicht Vorschlag, denn Verhandlungsspielraum gab es keinen. Auch wurden die Rollen vertauscht, die Generaldirektorin der Familie weiß, was ihr Sekretär und der kleine Zauberlehrling brauchen.
-„Ich habe unseren Urlaub gebucht!“
-„Ah, super! Zeig her das Hotel!“
-„Kein Hotel.“
-„??“
-„Ein Campingplatz“
-„Ein Campingplatz? Na geh bitte! Geh Lotti, Du weißt doch, dass ich keinen Campingplatz mag. Da müssen Männer wie ich nachts öfter mal raus. Und das tut mir weh mit meinem Kreuz … na geh … bitte!“
-„Keine Sorge! Es wird Dir gefallen. Und stornieren kann ich nicht mehr.“
Und im Abgehen drehte ich mich noch einmal um und rief: „Das ist die Strafe!“
Was für ein Moment!
Auf der ganzen langen Autofahrt stellte er mir keine einzige Frage. Nicht zum erwartbar textilen Quartier, nicht zur Lage des Campingplatzes generell, er schwieg und ergab sich in sein selbst verursachtes Schicksal, während die Mundwinkel steil bergab hingen. Ich hingegen hatte großen Spaß ihn so leiden zu sehen und schwärmte, wie toll die nächste Woche werden würde. Als wir am Ziel ankamen, war er immer noch verstimmt, auch als er statt des befürchteten Zeltes ein nigelnagelneues Mobilheim mit allem Pipapo inklusive zu erahnendem Meerblick vorfand.
Tags darauf sagte er nur einen Satz: „Lotti, da könnte ich locker auch drei Wochen bleiben“. Ja, das wußte ich. Weil ich ihn kenne. Und weil ein Häuschen am Meer schon immer unser beider Traum war. So zeigt sich, dass Erziehungsmaßnahmen, so streng sie auch sein mögen, immer etwas mit Liebe zu tun haben. Dass ich bis zum letzten Tag vor der Abreise hätte stornieren können habe ich ihm natürlich nicht gesagt.
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Erzählt mir Eure Geschichte, gerne schreibe ich sie auf und veröffentliche Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at