Ich bin eine Kichererbse

Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und manchmal auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso. 

Kichererbse_2.png

Prolog:

Es rollt im Ramadan: Der Rubel von uns weg, die Kichererbsen auf uns zu. Und Lotti zerkugelt sich dabei.

Ich bin eine Kichererbse

Lesezeit: 2 Minuten

Wir zählen mittlerweile Woche 5 unseres Ramadans, der uns tatsächlich einiges abverlangt. Aber beginnen wir bei Woche Eins: Da wir es diesmal ganz richtig machen wollten, führte ich ein halbstündiges Telefongespräch mit der TCM-Apotheke meines Vertrauens, im Zuge dessen mich die kundige Apothekerin auf verschiedenste Nahrungsergänzungsmittel sowie Badezusätze hinwies, ohne die das ganze Unterfangen wenig Sinn hätte. So wanderten 100 Euro über den Ladentisch und eine Wagenladung an Artischocken-, Mariendistel- und Basenpulvern nebst einem Basenbadezusatz in meine Tasche. 

In den kommenden drei Tagen schluckten wir also auf nüchternen Magen fünf Tabletten, die ich mit eiskaltem Rote Rübensaft hinunterspülte, und ich muss sagen, es ging mir gut. Am Morgen des vierten Tages jedoch, 20 Minuten nach Einnahme der Tabletten, wurde mir plötzlich flau im Magen und die geballte Gesundheit bahnte sich in einem Schwall ihren Weg aus meinem Körper. Ich dachte, ich wäre krank, und verbrachte den Vormittag im Bett. Zu Mittag ging es wieder und ich akzeptierte, dass mein Körper für eiserne Disziplin und Gemüsetabletten am Morgen einfach nicht gebaut ist.

Wie ich überhaupt feststellen muss, dass die Ernsthaftigkeit, mit der mein Mann Körper und Geist formt und knechtet, nicht auf mich übertragbar ist. „Inkonsequent“ nennt das mein Mann, „menschlich“ wäre meine passende Beschreibung. So schlängle ich mich durch den 8-wöchigen Ramadan mit mehr oder weniger festen Geboten. Sind wir auf einer Kinderparty, trinke ich, werden wir eingeladen, esse ich, was da ist. Und ich gestehe: Ab und an schleiche ich in die Küche. Aufrechten Hauptes. 

Denn meine Philosophie ist der „Freedom within a Framework“-Zugang, das heißt, ich interpretiere die aufgestellten Regeln je nach individuellem Körpergefühl, äußeren beruflichen sowie privaten Umständen und dem Stand der Sonne. Ich versuche, ganz tief in meinen Körper hineinzuhören, und wenn er mir laut zuschreit: „KÄSE! JETZT!“, sorge ich für Ruhe und gebe ihm welchen. So wehre ich Alkohol-, Zucker- und Kohlenhydratattacken gekonnt ab und freue mich über den fast meditativen Ruhezustand, in dem sich mein Körper danach befindet.

In Woche 5 habe ich tatsächlich 2,5 Kilo abgenommen, während mein Mann sich mit der Hardcoremethode effizient, aber spaßbefreit auf 62 Kilo verringert hat. Es sei aber natürlich überhaupt nicht dem Gewicht, sondern allein der Gesundheit geschuldet, dass er mit dem Zucker-, Alkohol- und Milchprodukteverzicht inklusive Verringerung der Kohlenhydratmenge so abgenommen habe. Das tut er übrigens nebenbei, während er an sechsTagen die Woche zwölf Stunden am Tag arbeitet. 

Die Anwesenheit meines Mannes am Abend stresst mich zur Zeit ein wenig, denn es gilt, gesunde Gerichte ohne die genannten Zutaten auf den Tisch zu zaubern, während das Kind laut „EKELHAFT“ schreit und sich Nudeln auf die Gabel dreht. 

Ist er nicht da, vespert mein Kind Suppe und oder Schinken-Käsetoast während ich den verbotenen Schinken-Käsetoast durch ein Hummus-Brot mit Cocktailtomaten (ahhh, COCKTAIL-Tomaten, da habe ich jedes Mal eine Assoziation) ersetze. Ich esse Hummus mit COCKTAIL-Tomaten zum Frühstück, zu Mittag und abends und ja, es handelt sich um Hülsenfrüchte, die jeder Körper individuell verarbeitet. Ich bilde mir ein, dass mein Bauch täglich fester und kleiner wird, weil ich ja auf Butter verzichte (hier gilt die starre Anti-Butter-Regel) und freue mich auf das nächste Hummus-Brot. Ich schmiere mir die unansehnliche Pampe täglich aufs Kohlenhydrat und frage mich, wann ich mich vollends in eine kugelrunde Kichererbse verwandelt haben werde. 

Manche behaupten ja, ich bin schon eine. Gut so, immer noch besser als ein grüner Slimfit-Spargel!


Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Schreibt mir, gerne veröffentliche ich Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!

karin.holzer@sternschanze.at



Zurück
Zurück

Gans im Glück

Weiter
Weiter

Freestyle-Smoothie für die Fische