Freestyle-Smoothie für die Fische
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und manchmal auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Wer im Sommer feiert, muss im Herbst fasten. Zum Beispiel mit grünen Smoothies. Die von Berti schmecken nicht, sind aber nahrhaft: für die Fische.
Freestyle-Smoothie für die Fische
Lesezeit: 2 Minuten 30
Freestyle-Smoothie für die Fische
Der Sommer 2017 war eine Pracht, was bei uns mit vermehrtem - also gut, sagen wir es, wie es ist: täglichem - Alkoholkonsum gefeiert wurde. Das ist ja auch verständlich, wenn es auf der Terrasse gerade so gemütlich, am Strand so romantisch und mit den Freunden so lustig ist. Anfang September jedoch herrscht bei uns jedes Jahr Katerstimmung, denn das Übermaß an Zucker, das wir wohlgelaunt monatelang in unsere Leber hineingegossen haben, muss wieder raus, schließlich sollte uns dieses lebenswichtige Organ auch im nächsten Sommer noch vollfunktionsfähig zur Verfügung stehen. Und in den vierzig folgenden, wenn geht, auch noch. So beschließen wir alljährlich, uns einem 8-wöchigen „Ramadan“ zu unterwerfen.
Die Bezeichnung leitet natürlich völlig in die Irre, weder fasten wir aus religiösen Gründen, noch fasten wir überhaupt, wir verzichten nur sehr spektakulär auf Alkohol, und zwar auch nach Einbruch der Dunkelheit. Also Null/Null für acht Wochen. Gleichzeitig stellen wir unsere Ernährung um und verzichten des Weiteren auf Schokolade, Milchprodukte und Fleisch sowie deren Kombinationen (wie zB Käsekrainer oder Käseleberkäse) und überhaupt auf alles, was Spaß macht. Also Salz zum Beispiel. Obwohl - da sind wir nicht ganz so streng, wir sind ja keine Mönche.
Es ist also wieder so weit und mein Mann liest nochmal im Leberreinigungsbuch nach. Diesmal wollen wir es (fast) ganz richtig machen und unseren Verzicht durch unterstützende Nahrungsergänzungsmittel sowie jede Menge Obst und Gemüse anreichern. Und zwar in Form von TOTAL gesunden Smoothies aus dem seit einem Jahr unbenutzten neuen Mixer.
Da ich mich für die Zubereitung des Smoothies nicht freiwillig gemeldet habe, fühle ich mich auch nicht zuständig, als sich mein Mann wohlgelaunt an die Arbeit macht. Es raschelt und klackert in der Küche, als er Kohlblätter abzupft und Karotten schält. Ich kenne ja meinen Pappenheimer und freue mich schon auf das, was jetzt unweigerlich kommen wird:
„Du, Lotti, kann man Karotten im Mixer pürieren?“, beantworte ich mit „Weiß ich nicht“, obwohl ich zugebe, dass mir meine Logik eher „Nein“ zugeflüstert hat. Kurze Zeit später beordern mich ein Fluchen und die Aufforderung, jetzt doch bitte endlich zu erscheinen, in die Küche.
Auf dem Tresen liegen die Karottenstücke, an denen der Mixer gescheitert ist und IM Mixer dreht sich eine grüne Pampe, die im unteren Bereich flüssig, im oberen grobstückig ist. „Warum ist es nur unten flüssig?“, ist die Frage, die es zu beantworten gilt.
„Was hast du mit dem Kohl gemacht? Klein zerschnitten oder ganze Pletschn?“, frage ich scheinheilig. „Ganze Pletschn, natürlich“, sagt er. Die Frage nach einem Rezept beantwortet er mit „Nein“, er mache das nach Gefühl, das könne doch ein jeder. Und angesichts der Menge des grünen Freestyle-Superfoods meint er, dass das schon so passe, wolle er doch auch unserem (damals) 8-jährigen Sohn etwas Gesundes zuteil werden lassen.
Ich muss laut lachen und empfehle, ihn vom Spielplatz herein zu holen und ihm lecker Smoothie anzubieten. Das macht er auch und lockt ihn mit: „Bärli, komm schnell, es gibt Smoothie!“ herein. Das Gesicht unseres Sprosses hätten Sie sehen sollen, als ihm statt eines Fruchtsmoothies (den er aufgrund seiner Fruktoseunverträglichkeit ohnehin nicht trinken darf) grüner Pampensmoothie im Halbliterglas angeboten wird.
Er stockt kurz, sieht mich an und beginnt laut zu lachen, während er - TATSÄCHLICH - am Glas nippt. Interessanterweise setzt sich der unterschiedliche Aggregatzustand des Gemüses - unten wässrig, oben breiig - auch im Glas fort. Man kann den Smoothie also nicht trinken, man muss ihn kauen. Bärli und ich geben unser Glas zurück. Nicht nur möchten wir den pampigen, fasrigen Brei nicht im Mund haben, er schmeckt dazu auch nach ausgepresster Wiese. Mit einem Spritzer Hundelulu obendrauf.
Mein Mann hingegen, konsequent in jeder Lebenslage, steht lässig an den Küchentresen gelehnt und trinkt sein zweites Halbliterglas Freestyle-Pampensmoothie. Als ich einwerfe, dass meines Wissens nach Smoothies nicht literweise getrunken werden sollten, insbesondere dann, wenn man wie sein Kind auch Fruktose nicht verträgt, verstopft er mit dem restlichen halben Liter den Abfluss. Und füttert mit dem flüssigen Teil die Fische im Kanal. Morgen macht er übrigens wieder einen...
Was für eine verdammt harte Zeit, der Ramadan...
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Schreibt mir, gerne veröffentliche ich Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at