Pumuckl oder Poltergeist, das ist hier die Frage
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und manchmal auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Der Lockdown zeigt uns anschaulich die ständige Diskrepanz im Leben zwischen zu Viel und zu Wenig: Zu wenig Auslauf, Ablenkung und Alkohol draussen, zu viele Menschen, Marotten und mannigfaches Zeug drinnen. Der aufmerksame LeserIn erkennt hier eine Unschärfe in der Argumentation, denn selbstverständlich gibt es da und dort Mischformen im häuslichen Habitat, soll heißen: Zu viel Alkohol bei zu wenig Auslauf im Innen, zu wenig Menschen bei zu viel Zeug im Außen. Alle diese Paarungen bergen gewisse Risiken, richtig gefährlich wird es aber bei zu vielen Menschen mit zu viel Zeug im Inneren. Wenn dann noch ein Kobold einzieht und die Katze verloren geht, wird's gruselig …
Pumuckl oder Poltergeist, das ist hier die Frage
Lesezeit: 3 Minuten
Neuerdings ereignen sich seltsame Dinge bei uns zu Hause. Dinge, die ich wie wild suche, sind spurlos verschwunden, tauchen aber nach einiger Zeit wieder wie selbstverständlich auf, so als wären sie nie weg gewesen.
Nun werden Sie sagen, naja, so ungewöhnlich ist das nicht, passiert mir auch täglich mit den Socken/dem Schlüssel/der Brille. Oder wie mein lieber Ehemann zu sagen pflegt: „Geh bitte Lotti, das liegt einfach daran, dass du vollkommen unorganisiert bist. Schlampig eben. Und weil du alles aufhebst. Schau dir nur deinen Schreibtisch an! Ich hingegen lebe die Clean Desk-Philosophie, schau, da hab ich einen Kalender…“ Und dann erklärt er mir mit glänzenden Augen seinen ultimativen Organisations-Trick mit dem Moleskine, den Herzerl-Washi-Tapes und den Unmengen an sauteuren Maxi-Post Its in 4 Farben, auf denen er sich sein Leben organisiert. Ich heuchle Interesse, doch mein Innerstes weiß: Sicher nicht. Totales Chaos, dieses Kunterbunt!
Ich bekenne, mein Schreibtisch wirkt auf den ersten Blick tatsächlich, sagen wir … weit kreativer als seiner. Und nein, es handelt sich nicht um Unordnung, es liegen einfach überall meine Ideen herum. Natürlich entspricht der Lebensstil meines Mannes viel mehr meinem ästhetischen Raumempfinden als mein eigener, aber, so entgegne ich stets in Zeiten der aufeinanderprallenden Argumente, ich lebe UND arbeite zu Hause, habe einen Teilzeit-Outdoor-Job am Spielplatz, ein Kind mit dem Hang zur ausgeprägten Unordnung UND eine Katze! Den Satz brauche ich gar nicht zu Ende zu führen, das sind Argumente genug, die belegen, dass ich gar nicht anders KANN, als den Computer offen zu lassen, weil ich doch die Wäsche schnell aufgehängt habe, die Schuhe im Vorzimmer herumliegen, weil ich doch gefühlte hundert Mal rein und raus gehen musste, sich das Geschirr türmt, weil ich doch unser Kind von der Schule holen musste und ach, ich kann es Ihnen gar nicht sagen, was noch alles.
In all diesem prallen Leben verschwinden ab und zu Dinge auf eine ganz besondere, mysteriöse Art. Urteilen Sie selbst:
Fall 1: Ich besitze silberne Ohrstecker mit rotem Stein, wahrscheinlich wurde ich schon mit ihnen geboren, so lang habe ich sie schon. Als unser Sohn klein war, besuchte ich eine Freundin und beim Verabschieden riss mir mein Baby den Ohrstecker aus dem Ohr. Er war weg und ich konnte ihn nicht mehr finden. Aus Sentimentalität (nein, natürlich nicht, weil ich alles aufhebe, sapperlott!), behielt ich den anderen in meiner Schmuckschatulle. Der Winter kam, der Frühling, und als ich durch das Wohnzimmer auf die Terrassentür zuging, lag der Ohrstecker gut sichtbar einfach am Parkettboden. Ungläubig starrte ich ihn an, ging zur Schatulle und tatsächlich - es war der andere! Ich bedankte mich artig beim lieben Jesulein und freute mich über seinen guten Willen.
Fall 2: Im Laufe meines Lebens entwickelte ich mich von einer Dosenfutterfresserin zu einer recht passablen Köchin und als ich wieder mal am Herd werkte, gelüstete es mich, das formidable Wokgemüse mit Zitronengras zu verfeinern. Ich wusste, ich hatte kürzlich welches gekauft und auch, wo es sein sollte, doch dort war es nicht. Ich durchsuchte die gesamte Gewürzlade, räumte alles aus und wieder ein, kein Zitronengras. Ich befragte meine Familie, aber sowohl der große als auch der kleine Stanislaus sahen mich verständnislos an und einer stellte die Frage: „Was ist Zitronengras?“ Es war nicht der Kleine…
Eine Woche später, nachdem ich besagte Lade inzwischen mindestens 20 Mal geöffnet und geschlossen hatte, öffnete ich die Lade und: da lag das Zitronengras. Und zwar so, als hätte es jemand hingelegt, damit ich es gleich auf den ersten Blick sehen kann. Das gibt´s doch nicht, dachte ich, und nachdem die Familie hoch und heilig versprochen hatte, mir keinen Streich gespielt zu haben, keimte in mir erstmals der Verdacht, dass es in diesem Haus womöglich nicht mit rechten Dingen zugehe. Ich wollte diese Vorahnung mit meinem Liebsten teilen, aber es entspann sich selbstverständlich wieder dieses Unordnungs-Kreativitäts-Dilemma.
Nun, nach dem dritten Vorfall, ist es gewiss: In meinem Haus lebt ein Troll oder ein Kobold. Ob es ein harmloser Pumuckl ist, der mir ständig Sachen versteckt, oder doch ein Poltergeist der allerschlimmsten Sorte, lässt sich noch nicht eindeutig festmachen, aber: Jetzt hat er es auf meine Katze abgesehen!
Fall 3: Ich komme vom Einkaufen zurück und erfahre von meinem zufällig anwesenden Mann, unsere Katze sei heimgekommen. In der Regel begrüßt sie mich, also rufe ich sie. Nichts. Ich suche sie an all ihren Lieblingsplätzen. Nichts. Ich frage meinen gestressten Mann, ob er vielleicht die Türe offengelassen hätte und nein, sagt der, ich bin doch nicht deppert, das wüsste ich doch. Wir suchen sie gemeinsam. Jeden Winkel suchen wir ab, wir rufen. Nichts. Nach drei Stunden mache ich mir langsam Sorgen, und mein Mann sagt: „Du Lotti, jetzt mach ich mir langsam Sorgen!“
Ich drehe also wieder eine Runde, rufe, mache eine zweite Runde und: Die Katze liegt auf unserem Bett und schläft. So, als wäre sie nie fort gewesen. Dabei schwöre ich: Da war sie vorher nicht. Und auch sonst nirgendwo.
Es ist ein Kobold, und nun vergreift er sich an meiner Katze. Ich frage mich, was als nächstes dran sein wird und ob ich demnächst mein Kind aus dem riesigen Schlund des Schrankes befreien muss. Den Schlund hab ich schon gesehen: Als ich den Kasten im Kinderzimmer öffnete, reckte er sich mir fürchterlich entgegen und mir schien, als hörte ich eine leise krächzende Stimme: „Pumuckl neckt, Pumuckl versteckt und niemand was meckt!“
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Schreibt mir, gerne veröffentliche ich Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at