Eidechsen fahren nicht Ski
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Kreuzt man eine Eidechse mit einer Berggämse kommt ein Schneehase dabei raus.
Eidechsen fahren nicht Ski
Lesezeit: 2 Minuten
Ich bin ein umgänglicher, leicht zufriedenzustellender Mensch: Hauptsache warm ist es, sehr viel mehr brauche ich nicht zu meinem Glück. Na gut, also meine Familie, ein paar Freunde, ein schönes Eigenheim und wenn geht, ein kleiner Pool, das ist dann aber auch schon alles. Bei Sonnenschein und mindestens 25 Grad. Ich bin so mehr der mediterrane Typ, Flip Flops statt Ugg Boots, um es in Schuhen auszudrücken. Auf die nur in Österreich immer wieder gestellte Frage, wie ich das mit dem Skifahren machte, wenn das Heimatland auf dem x-ten Breitengrad läge, antworte ich stets: Einmal im Jahr hinfahren, mit der Gondel rauf, ein paar Schwünge runter, Sonnenplatzerl unterm Cocktailschirmchen, Ende.
Sie müssen nämlich folgendes wissen: In meinem früheren Leben war ich eine Eidechse, die sich auf den warmen Steinen eines verfallenen, römischen Viaduktes nahe Ostia wechselwärmte. Ich bin auf Meeresniveau eingestellt. Dort taue ich auf, dort fühle ich mich wohl.
Der gefalteten Plattentektonik konnte ich angesichts des soeben gezeichneten Bildes verständlicherweise noch nie etwas abgewinnen, weder sommers noch winters zog es mich jemals dorthin, geschweige denn dort HINAUF. Hier bemühe ich stets den lieben Gott, denn wenn ER gewollt hätte, dass ich im Gebirge herumkraxelte, hätte er einen Paarhufer aus mir gemacht. Bei dieser Erklärung rollt mein Berti stets mit den Augen, völlig unverständlich sei das, weil wandern im Morgengrauen, wenn die Sonne über den Gipfeln aufgehe und sich ihr Licht im Tau auf den Grashalmen bräche, „Lotti, du weißt das ganz genau“, das wäre schon immer sein Traum gewesen. Den ich, Wiener Ignorantin, ihm seit mehr als 20 Jahren konsequent verwehre.
So sehr ich mich also erfolgreich gegen die Schweiz im Sommer wehre, nicht verhindern konnte ich die Sache mit dem Skifahren im Winter. Ich weiß, als Österreicherin darf man das nicht sagen, aber bitte, ich bin aus Meidling. Das ist doch eine Entschuldigung. Er hingegen, der König des Kurzschwungs, ist aus Oberösterreich, Linz Land, um genau zu sein. Quasi auf Skiern geboren. Ich nicht. Das sieht man auch. So sorgte ich vor 20 Jahren in seinem Skilehrer-Freundeskreis für fassungsloses Erstaunen, als ich pistenfüllend mit weit ausgebreiteten Armen die Hänge hinunter mäanderte. Mehr Schneeengel denn Skihase, aber was tut man nicht alles, wenn man verliebt und anpassungsfähig ist.
Mehr als zwei Jahrzehnte später nach wie vor verliebt und anpassungsfähig, wedele ich mittlerweile astrein gen Tal. Zumindest fühlt es sich so an, ich lasse mich aus gutem Grund nicht mehr dabei filmen.
Als unser Sohn mit knappen drei Jahren zum ersten Mal den Zauberteppich erklomm, war mein Schicksal besiegelt: Er hat das Wintergen seines Vaters. Er fährt, so oft es geht, Ski. Und mir seit damals davon. Die Urlaubspriorität erhält eine gefährliche Schieflage Richtung Winter, wir fahren - in NORMALEN Zeiten - zum Saisonstart, zu Maria Empfängnis, in den Semesterferien und natürlich zu Ostern Ski. Dazwischen schnell auf den Zauberberg, das Stuhleck und wie sie alle heißen, aber da mach’ ich nicht mit. Ich argumentiere, dass es der Vater-Sohn-Bindung besonders zuträglich sei, wenn sie gerade diesen Sport gemeinsam und ohne lästige, mütterliche Skibremse miteinander erlebten.
Ich dachte, ich wäre fein raus. Bis im November 2015, da entbrannte mein geliebter Sohn für eine weitere Wintersportart, mit der ich ob der Abwesenheit meines Gatten wöchentlich drei Mal meine Mutter-Sohn-Bindung festigen darf. Richtig, er spielt Eishockey.
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Schreibt mir, gerne veröffentliche ich Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at