Geschlechterkampf auf der Toilette
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Geschlechterkampf auf der Toilette
Prolog:
Berti ist fast permanent bebrillt. Ganz im Gegensatz zu unserem Klo.
Es sind die kleinen Dinge, die Nebensächlichkeiten des Alltags, die einen zur Weißglut treiben. Das beginnt mit Straßenschuhen im Wohnzimmer (er), führt über Stapel von Magazinen und herausgerissenen Inspirationen (ich) in Küche, Wohnzimmer UND Büro zu einem Waschbecken voller mikroskopisch kleiner Bartstoppel (natürlich er) und endet am wichtigsten Platz der ganzen Wohnung: am Klo (Kampfgebiet von ihm, mir und unserem Spross).
Geschlechterkampf auf der Toilette
Lesezeit: 2 Minuten
Unvorsichtigerweise hatten wir beim Einzug in die Wohnung aufgrund Platzmangels das zweite Klo gegen einen Badezimmerschrank getauscht. Ich kann nach 12 Jahren und einem ebenso alten Sohn mit ausgeprägtem Leseverhalten am Lokus nur sagen: Es war ein Fehler. Denn wie es das Schicksal will, jedes Mal, wenn mich ein dringendes Bedürfnis plagt, weihnachtet es frühmorgens auf eineinhalb Quadratmetern aufgrund der dankenswerterweise entzündeten Streichhölzer. Es könnte aber auch just die Katze Durchfall haben oder das Kind - „Mami, nur noch eine Seite, ich schwör’s!“ - klebt am Sitz fest.
Nun verlagert sich das Problem gerade von einer olfaktorischen auf eine visuelle Facette: ICH bin der Meinung, das Klopapier muss aus optischen Gründen zwingend auf der Rolle nach hinten runter hängen, damit sich das Papier die Wand entlang schmiegt und somit dezent und formschön ist.
Mein Mann hingegen findet, dass diese Art der Klopapierbedienung mein ganzes Wesen widerspiegle, das er mit „kompliziert“ beschreibt. Deshalb dreht er permanent die Klorolle um, sodass das Papier nun vorne runter hängt. „Schau Lotti, das is ja ganz logisch, bitte komm’ her und schau es dir selber an. Viel leichter zum Greifen“, weist er mich in die eine, die richtige Art der Klorollenhängung ein. „Leichter zu greifen vielleicht, aber schiach schaut das aus“, keife ich zurück, rolle die Augen und drehe die Endlosserviette beim nächsten Besuch wieder um.
Höchst irritiert bemerke ich nun seit zwei Tagen eine weitere Veränderung: Die Klobrille ist hochgeklappt. Mindestens fünf Mal habe ich sie in den letzten sechs Stunden wieder runter getan, denn AUF dem Porzellan ist meiner Meinung nach der einzig richtige, natürliche Aufenthaltsort einer Klobrille. Mein Sohn kann es nicht gewesen sein, obwohl er als diesbezüglicher Wiederholungstäter ganz oben auf meiner Fahndungsliste steht, denn er ist nicht da. Bleibt nur einer: der Gatte.
Was, frage ich mich, will er mir damit sagen? Was soll dieses aufmüpfige Klobrillen-Oben-Lassen für ein symbolischer Akt des Aufbegehrens sein? Wo ich ihn doch NIE, ich schwöre, NIE mit dem Zwang zum Niedersetzen entmannt habe. Ich vertraue auf die Zielsicherheit meines Mannes, der übrigens beim Bundesheer beinahe zum Scharfschützen ausgebildet worden wäre, weil er so ein Adlerauge ist. Oder besser gesagt WAR, ist er doch mittlerweile fast permanent bebrillt. Ganz im Gegensatz zu unserem Klo.
Beim Abendessen konfrontiere ich den großen und den kleinen Stanislaus mit meiner Kritik. Der kleinere der beiden sagt: „Ich war’s nicht, ich war ja in der Schule“, was ihn tatsächlich vom Verdacht befreit. Der größere hingegen schafft es, mich mit meinem trägen Kurzzeitgedächtnis zu verwirren. „Du Lotti“, sagt er, „Ich war ja gar nicht da. Bitte erinnere dich, ich bin erst Mittwoch Nachts gekommen und freitags wieder gefahren.“
Ein Mysterium, denke ich, stimmt, er war ja auch nicht da. Spinne ich? Verwirrt nehme ich die Verteidigungslinie hin, ohne sie zu hinterfragen. Er setzt noch eins drauf, indem er mich mit „Vielleicht war’s die Emmi (unsere Katze), die ihre männlichen Anteile entdeckt“, völlig der Lächerlichkeit preis gibt. Unser Sohn prustet los.
Eine Woche nach diesem Ereignis ist es wieder passiert. Alle, einschließlich der Katze, waren zu Hause. „Ich war’s“, gibt der Gatte unumwunden zu, und jetzt, da ich seine Antwort von vor einer Woche noch einmal GENAU durchstudiere, weiß ich auch, dass er der Täter ist und es damals ebenfalls war. Denn wer bitteschön, geht schon von Mittwoch Nachts bis Freitag Früh nicht aufs Klo?
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Erzählt mir Eure Geschichte, gerne schreibe ich sie auf und veröffentliche Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at