Trust the Guru!
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Trust the Guru!
Prolog:
Lotti tut es weh. Aber es heilt nicht.
Oft ist man ja geneigt, Weltbilder und daraus resultierende Methoden ANDERER hirnlos zu übernehmen, vor allem dann, wenn das, was man von außen sieht, attraktiv genug ist. So fiel Lotti auf den wandelnden Instagram-Fake ihres Mannes herein, verlor sich in den Fängen seiner bestürzend irren Heilsphilosophie und fand erst mit ärztlicher Hilfe, Voltaren und einer wissenschaftlichen Studie wieder heraus. “Trust the Guru!” ist der dritte und letzte Teil der Trilogie “Wenn es weh tut, heilt es!” und auch dieser erklärt die Hintergründe von Bertis Standardwerk “Wenn es weh tut, heilt es” - nicht.
Trust the Guru!
Lesezeit: 2 Minuten
Sie erinnern sich vielleicht an die Geschichte „Wenn es weh tut, heilt es“. Zusammengefasst ging es darum, dass mein Mann davon überzeugt ist, dass die Heilung eines Leidens nicht einsetzt, wenn der Schmerz NACHLÄSST, sondern im Gegenteil: wenn er KOMMT. Nach diesem Prinzip leidet er sich durchs Leben. Das heißt, er stemmt Gewichte mit Tennisarm, fährt Wasserski mit einer abgebrochenen Bandscheibe, die ihm im Rückenmark steckt, oder joggt mit gerissenem Seitenband. Weil - so sein verschwurbeltes Mantra - ihm der Schmerz den einsetzenden Heilungsprozess anzeige und damit den Sport trotz Gebrechens ermögliche.
Mein Mann ist ein hoffnungsloser Optimist, einer, der ständig halbvolle Gläser sieht und Chancen statt Krisen. Da er gleichzeitig die personifizierte Disziplin ist, ergibt sich ein für mich gefährlicher, aber durchaus auch attraktiver Energiecocktail, der mich vor einiger Zeit, trotz besseren Wissens, in die Fänge dieser kruden Heilsphilosophie trieb und damit auf direktem Weg ins Sportverbot. Und das kam so:
Ich bewundere meinen Mann für seine Standhaftigkeit, seine Zielstrebigkeit und seinen Erfolg. Und für sein Sixpack, das nach wie vor seine Leibesmitte modelliert, dort, wo andere Mittvierziger das Hemd mittlerweile AUSSERHALB der Hose tragen, in der irrigen Meinung, es würde den Bauch verdecken. Da will ich natürlich mithalten, was angesichts meines italienischen Lebensstils gar nicht so einfach ist.
Aber ich bemühe mich und habe mich zwecks Straffung meines Körpers in einem Fitnessclub für Frauen eingeschrieben. Diesen besuche ich drei Mal die Woche. Nicht, weil es mir auch nur irgendeinen Spaß macht, um 7.45 Uhr zu laufen und Gewichte zu stemmen, aber die Schwerkraft fordert unübersehbar ihren Tribut, und das ist für den nächsten Sommer Ansporn genug. Vor einem Dreivierteljahr hatte ich mich beklagt, dass zwar mein Eifer groß, der Muskelzuwachs aber überschaubar war, woraufhin man mir ein neues Programm mit deutlich schwereren Gewichten verordnete. Nun war ich die einzige, die 8-Kilo-Hanteln stemmte und binnen kurzer Zeit DIE Sensation im Club. Darüber hinaus absolvierte ich die „Killer-Übung“, und zwar 44 Sekunden lang auf einem Bein hüpfen.
Warum die Übung so heißt? Machen Sie das mal … ich warte solange …
… ich hatte abwechselnd BEIDE Beine gemeint …
Wahrscheinlich haben Sie bemerkt, dass 44 Sekunden länger sind, als man glaubt, wenn man auf einem Bein hüpft. Vielleicht haben Sie auch den Krampf im Wadl gespürt. Wenn Sie das einige Zeit drei Mal die Woche durchziehen, werden Sie auch Schmerzen in den Achillessehnen bekommen. Bei mir eine wieder aufgebrochene alte Kriegsverletzung aus dem Jahr 2010, als mein schlafloses Baby erst nach 10 Kilometer-Märschen, zwei Mal täglich bei zwingend konstanter Rollgeschwindigkeit, kapitulierte.
Nun erwachte der Ninja-Warrior in mir erneut zum Leben, ich erntete Bewunderung und tatsächlich begann mein Körper zu transformieren. Die Schmerzen, die mich ungefähr ab Woche 2 bei der Ausübung meiner „Killer-Übung“ begleiteten, ignorierte ich. Auch, dass ich ungefähr ab Woche 3 die ersten Schritte nach dem Aufstehen nur mit Mühe gehen konnte. Und irgendwann - gar nicht mehr.
Wenn es weh tut, heilt es. Wenn es weh tut, heilt es. Wenn es weh tut, … TUT ES WEH!
Ein Dreivierteljahr später lag ich am Behandlungstisch und man fragte mich, was mich in Gottes Namen dazu getrieben habe, drei Mal die Woche 44 Sekunden auf einem Bein zu hüpfen, bis die mittlerweile entstandenen Ausbuchtungen der Achillessehnen quasi eine zweite Ferse gebildet hatten und ich das linke Knie nicht mehr abbiegen konnte.
Ich berichtete ernsthaft von einem rein wissenschaftlichen Experiment, einer Falsifizierungsstudie, die ich im Selbstversuch seit einem Dreivierteljahr durchführte und die mir jetzt, am Ende der Versuchsreihe, genug empirische Daten liefere, um meinem Mann wissenschaftlich beweisen zu können: „Du spinnst!“
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Erzählt mir Eure Geschichte, gerne schreibe ich sie auf und veröffentliche Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at