Na dann: Gute Nacht!
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Es ist noch gar nicht so lange her, da versuchte der eine oder die andere einen simplen Infekt mit dem Imperativ "Grippe!" zu dramatisieren. Man stelle sich das heute vor: "Ich glaub' ich hab' Corona, aber geht schon, bin übermorgen eh wieder im Büro!"
Damals, in dieser unbeschwerten Zeit, wurde Berti krank. Und high von Mentholwurst:
Na dann: Gute Nacht!
Lesezeit: 2 Min
Der Winter bäumt sich gerade noch einmal zum letzten Kampf auf, bevor er endgültig vom Frühling vertrieben werden wird, was sich in nasskaltem Wetter, Sturm (neuerdings in unseren Medien: Sturmwarnung!) und vor sich hin triefendem Schneegatsch äußert. Dies ist die Zeit, da Schulkinder wie die zehn kleinen Jägermeister eins ums andere verschwinden. Unter der Bettdecke, mit Husten, Schnupfen und/oder Fieber oder - ganz gefährlich: der Grippe.
Der Gatte, der berufsbedingt vielerlei Hände an noch mehr Orten schüttelt, sich tagelang eingesperrt in muffigen Seminarräumen aufhält und dazu an Schlafmangel leidet, sieht das Unheil in Form einer Fieberblase kommen, hält aber die ganze Woche tapfer durch, um am Wochenende vom Geburtstagstisch der Schwiegermutter direkt auf die Couch zu wechseln. 39 Grad. Er ist wirklich krank. Nun darf ich mich nicht beschweren: Er ist keiner von DEN kranken Männern, die, kaum im Bett, um 30 Jahre retardieren, dich mit Wünschen sonder Zahl beschäftigen und laut vernehmbar leiden. Er ist nicht retardiert, er ist RENITENT. So schlägt er zum Beispiel sein Lager im Wohnzimmer auf, um - Überraschung - neben der anwesenden Gattin und dem Sohn nicht schlafen zu können. Er hat Kopfschmerzen, nimmt aber die bereit liegenden Tabletten nicht. Er soll schlafen, klappt aber das Laptop auf und arbeitet. Oder schaut Heavy Metal-Videos. Oder beides.
Ich gebe zu, ich bin keine gute Pflegerin. Ich erwarte ein der Situation angemessenes Verhalten, also schlafen und Ruhe geben. Beides ist nicht machbar, und das macht mich grantig.
Besonders grantig macht mich aber folgendes: Die Tube Mentholpaste, aus der man eine Fingerspitze - ich wiederhole - eine Fingerspitze! Menthol herausdrückt und im heißen Wasser des Inhalators auflöst. Eigentlich kann die Tube nichts dafür, es ist die unsachgemäße Anwendung, die mich aufregt. So presst mein lieber Mann natürlich keine Fingerspitze heraus, sondern eine zehn Zentimeter lange Mentholwurst, die er in kochend heißem Wasser auflöst und damit inhaliert. Zwei Tage später - ich hatte in der Zwischenzeit mehrmals darauf hingewiesen, wie das Menthol anzuwenden sei - berichtet mein Mann von Übelkeit. Es sei ihm so schlecht und er wüsste nicht, warum. Richtig schwindlig sei ihm, im Kopf ganz komisch, so wie in Watte. Er torkelt durch die Wohnung und sieht wirklich bemitleidenswert aus. Kurzfristig lasse ich mich zu einer empathischen Handlung hinreißen, koche Tee und hole kiloweise Wick Hustenzuckerl blau (ohne Zucker, dafür mit tonnenweise Aspartam). Die sind nämlich die allereinzigen, die bei Husten und Halsweh helfen, allerdings unangenehme Nebenwirkungen für den Rest der Familie haben. (Wer schon mal eine Wagenladung Aspartam verstoffwechselt hat, weiß, wovon ich spreche.)
Weil der Husten nicht besser wird, greife ich zum Inhalationsgerät, um es - sachgemäß angewendet - dem Kranken herzurichten. Und staune nicht schlecht. Nicht nur hat der vom Menthol vernebelte Geist die Dosis des Wundermittels ums mindestens Zehnfache pro Anwendung überschritten, er hat darüber hinaus den Inhalator auch NICHT gereinigt, was sich in einer zentimeterdicken Mentholschicht an der Innenseite des Gerätes zeigt. Ich nehme Beweisstück A an mich und den Beklagten ins Kreuzverhör. In allen Anklagepunkten schuldig, fällt das Urteil gnadenlos aus: Einzelhaft und Einweisung in die abgedunkelte Bettstatt für geistig verwirrte Krank-Rechtsbrecher. Mit einem lauten „Gute Nacht“ fällt die Tür ins Schloss ... und zehn Minuten später ein bleicher Lichtschein durch den Türspalt. Er hatte das Laptop unter die Bettdecke geschmuggelt. Ich fühle meine Kräfte schwinden ... und ein Kratzen im Hals...
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Schreibt mir, gerne veröffentliche ich Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at